Pieps, das Rotkehlchen

De Samichlaus sitzt im Wohnzimmer am Stubentisch und sieht die Liste mit den Kindern durch, die er und Schmutzli am nächsten Tag besuchen wollen. Ob Schmutzli wirklich über alle Kinder etwas in sein Buch geschrieben hat? De Samichlaus nimmt das Buch und blättert es aufmerksam durch. Als er beim Buchstaben «J» angekommen ist, traut er seinen Augen nicht: die Seite ist leer! Dabei sollten sie am nächsten Tag Joana und ihren jüngeren Bruder besuchen. Samichlaus springt auf und rennt nach draussen und ruft: «Schmutzli, die Seite mit dem «J» ist leer – du hast Joana und ihren Bruder vergessen!»

 «Nein, nein, das habe ich nicht», lacht Schmutzli, ich bin einfach noch nicht dazu gekommen. Doch keine Sorge, Samichlaus, Pieps, das Rotkehlchen, welches mir immer hilft, und ich werden es heute Nachmittag nachholen und morgen, wenn wir bei Joana auf Besuch sind, steht auch über sie und ihren Bruder etwas in unserem Buch.»

Auf dem Weg ins Städtchen fliegt Pieps voller Tatendrang voraus. Vor dem Haus, wo Joana und ihre Familie wohnen, treffen sie sich wieder. «Das habe ich mir doch gedacht: Joana wohnt im 2. Stock. Da kann ich unmöglich in die Wohnung schauen.» «Keine Angst, ich mach das schon», ruft Pieps begeistert. «Ist gut, aber pass auf dich auf», mahnt Schmutzli, «der Balkon da oben hat eine Glasverkleidung, die man fast nicht sieht». Doch Pieps hört nichts mehr: der kleine Vogel ist längst losgeflogen und fliegt bereits mit grosser Geschwindigkeit Richtung 2. Stock. «Pass auf, Pieps, nicht so schnell», ruft ihm Schmutzli hinterher. Aber Pieps hat das schon nicht mehr gehört.

Und schon ist es passiert: Pieps ist mit voller Wucht in die Glasverkleidung des Balkons geflogen. Der kleine Vogel sieht nur noch Sterne und fällt wie ein Stein vom Himmel. Schmutzli kann das Rotkehlchen gerade noch auffangen, bevor es auf den Boden fällt. Schwer atmend liegt Pieps in Schmutzlis Händen und wimmert vor sich hin. «Das sieht mir ganz nach einer Hirnerschütterung aus», meint Schmutzli mit besorgter Miene, «wir müssen sofort ins Waldhüsli zurück.»

Im Waldhüsli angekommen, berichtet Schmutzli aufgeregt, was passiert war. Pieps, der arme Vogel, ist ganz grün im Gesicht und wimmert vor sich hin.  «Damit ist nicht zu spassen», meinte Samichlaus besorgt und geht sogleich in die Küche, um mit feinen Kräutern einen heissen Wickel zu machen. Diesen legen sie dem Vogel um den Kopf. Kurze Zeit später ist Pieps eingeschlafen.

Samichlaus lässt sich mit einem Seufzer in seinen Sessel fallen: «Was sollen wir jetzt bloss tun, Schmutzli? Wir können unmöglich Joanna und ihren Bruder besuchen, ohne etwas aus dem Buch zu berichten.» Auch Schmutzli macht ein betrübtes Gesicht und überlegt fieberhaft, wie er doch noch etwas über Joana in sein Buch schreiben könnte: «Die Zeit reicht nicht aus, um nochmals in Städtchen zu gehen». Plötzlich schlägt sich Schmutzli mit der Hand an die Stirn und ruft begeistert: «Ich hab’s! Lass dich überraschen, Samichlaus!»

Am nächsten Tag machen sich Samichlaus und Schmutzli auf den Weg ins Städtchen. Als sie an der Türe vor Joanas Haus stehen, ist Samichlaus ganz nervös: Die Seite mit dem «J» ist noch immer leer! Doch Schmutzli macht ihm Mut: «Keine Angst, du kannst dich auf mich verlassen!». Als sie läuten, stürmt Joana zur Tür und bittet die beiden herein. Im Wohnzimmer ist die ganze Familie versammelt. Alle freuen sich auf den Besuch von Samichlaus und Schmutzli und sind gespannt, was die beiden wohl dieses Jahr zu berichten haben.

Samichlaus macht es sich auf dem Sofa gemütlich und erzählt den Anwesenden, wie Pieps, das Rotkehlchen, am Tag zuvor ins Fenster von Joanas Zimmer geflogen und verunglückt ist. Schmutzli öffnet zur Bestätigung das Buch und zeigt der staunenden Familie Joanas leere Seite. Das Mädchen weiss nicht recht, ob es lachen oder weinen soll. Und auch Robin, ihr jüngerer Bruder, macht grosse Augen – ohne Eintrag im Samichlausbuch gibts sicher auch keine Geschenke, denken die beiden traurig.

Da klappt Schmutzli plötzlich das Buch zu, dreht sich zu Samichlaus und sagt: «Weisst du, Samichlaus, die Kinder wissen ja selbst am besten, was sie schon alles sehr gut können. Das müsste ich eigentlich gar nicht beobachten.» Und Joana munterte er auf: «erzähl mir mal alles, was du schon sehr gut kannst», Zuerst muss Joana eine Weile überlegen. Doch dann sprudelt es nur so aus ihr heraus und sie erzählt alles, was sie gerne macht. Aber auch, was Joana besser machen sollte, kommt zaghaft aus ihr heraus – und der Schmutzli schreibt alles in das Buch hinein. 

Samichlaus schaut den beiden lächelnd zu. Da hatte sein Freund mal wieder eine tolle Idee gehabt!  Und so ist es  schliesslich wiederum ein sehr schöner Besuch bei Joana und ihrem Bruder Robin gewesen. Als die beiden spät abends ins Waldhüsli zurückkamen, erkundigten sie sich zuerst, wie es Pieps, dem Rotkehlchen geht. Erleichtert sahen sie, dass Pieps bereits wieder ein Lächeln auf dem Gesicht hatte. Erschöpft aber glücklich, legten Samichlaus und Schmutzli sich auch zur Ruhe. 

Hinweis

Diese Geschichte wurde von der St. Niklausgesellschaft Dietikon bearbeitet. Wir passen unsere Chlaus-Geschichten jeweils für die jährliche Aktion an. Dabei gehen die Original-Rechte manchmal verloren.

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