Vom Tannli

Vor langer Ziit isch im Wald emal es Tannli gstandä. Das hät vo z’oberscht bis z’underscht wunderschöni Nadlä gha.

Aber uf einisch händ dem Tannli die villä Nadlä nümme gfallä. Am liebschtä hettis ganz es anders Chleid aagha. Sones schöns, wie die anderä Bäum wo ums ume im Wald gstandä sind. «Mini Nadlä stäched ja nur», häts dänkt, «ich hetti vill lieber Blätter – aber nöd eifach so gwöhnlichi, wie all anderä, sondern goldigi Blätter müesstets sii.»

Am Abig isch s’Bäumli iigschlafä, und wos am Morgä verwached isch, häts zümpftig müessä stuunä: Es hät vo obä bis abä prächtigi goldigi Blätter gha. Die händ glitzeret und gfunklet im Sunneliecht. Ihr chönd eu dänkä, wie wichtig sich jetzt das Tannli – wo eigentlich gar keis Tannli meh gsii isch – vorcho isch, mit so wertvollä Blätter.

Da isch en Maa dur dä Wald cho. Woner das Bäumli gseh hät, hät er gflüschteret: «Jetzt lueg emal da, wie prächtig die Blätter sind. Die sind sicher wertvoll. Ich nimms grad mit.» Dä Maa hät all Blätter vorsichtig abgläse und mitgno. Jetzt isch das Bäumli ganz läär daagstandä und hät dänkt: «Oje, wie blutt stahn ich jetzt da. Wänn ich doch nur wieder Blätter hetti. Doch dasmal wett ich kei goldigi meh, die werded ja nur wieder gstohlä. Vill lieber hett ich Blätter us Glas. Die glitzered au so schön.»

S’Bäumli isch wieder iigschlafä, und wos am nächschtä Morgä verwachet isch, isches voll gsi mit glänzigä, gläsige Blätter, wo gschimmeret händ, wie ächti Edelstei. S’Bäumli hät sich riisig drüber gfroit.

Plötzlich hät dä Wind aagfangä blasä und a allnä Bäum im Wald rüttlä. Natürlich au a eusem chliinä Bäumli mit dä gläsigä Blätter. S’Bäumli hät no versuecht all sini Blätter feschtz’hebä, aber es häts eifach nöd gschafft. Und was dänn passiert isch, chönd ihr eu ja sicher vorstellä: All Glasblätter sind am Bodä gheit und i tuusig Scherbä verbrochä. Und wieder isch s’Bäumli ganz läär und blutt daagstandä. Und wieder häts gjammeret: «Ojemine, mini schönä gläsigä Blätter! Wänn ich doch nur no einisch öpis wünschä dörfti! Ich wünschti mir eifach so schön grüeni Blätter, wie all anderä Bäum um mich umä au händ.» Und wieder isch s’Bäumli iigschlafä.

Tatsächlich, wos am nächschtä Morgä verwachet isch, häts schöni, saftigi, grüeni Blätter gha. Da häts sich gfroit und dänkt: «Die Blätter nimmt mir sicher niemert meh weg und im Wind verbrächeds au nöd.» I dem Momänt isch es Reh z’gumpä cho. Wos die früschä, grüenä Blättli gseh hät, isch em grad s’Wasser im Muul zämegloffä und es hät gseit: «Das sind dänn saftigi, jungi Blätter! Zum Glück isch das Bäumli so chlii, da chum ich priima a das feinä Ässe ane.» Es hät aagfangä a denä Blätter z’riissä und all uufz’ässe. Und so isch euses chliinä Bäumli wieder ohni es einzigs Blatt daagstandä.

Natüürli isch es sehr truurig gsi und hät gschluchzt: «Nei, ich will gar kei Blätter meh, ich wetti nur mini altä Nadlä wieder zrugg, dänn wär ich meh als z’fridä.» Ganz truurig isch es iigschlafä und ganz truurig isch es am nächschtä Morgä wieder verwached. Aber wos sich vo obe bis undä aaglueget hät, häts Bäumli wieder mögä lachä: Es hät nämli über Nacht wieder sini normalä Nödeli übercho und mit denä isch das chliinä Tannli jetzt überglücklich und zfriedä gsii.

Hinweis

Diese Geschichte wurde von der St. Niklausgesellschaft Dietikon bearbeitet. Wir passen unsere Chlaus-Geschichten jeweils für die jährliche Aktion an. Dabei gehen die Original-Rechte manchmal verloren.

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